Was ist "Bildqualität"?
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Letzte Überarbeitung: 21.08.2013

 
Immer wieder betone ich, dass für mich die "Bildqualität" die wichtigste Eigenschaft einer Kamera ist. Sie ist es, worüber ich mich auch in einigen Jahren noch freue, wenn ich bereits vergessen habe, welche Ausstattungsmerkmale (beweglicher, großer Monitor; HDMI-Anschluss usw.) die betreffende Kamera hatte.

Ich beurteile die wichtigen Unterpunkte der Bildqualität separat. Bei manchen Testern kann ein ungünstiges Ergebnis in einem Punkt (z.B. Auflösung bei 1600 ISO) durch positive andere Punkte (z.B. Rauschwert, Farbsäume und Verzeichnung) kompensiert werden. Wer dann nur die Gesamtwertung ansieht, kann leicht den falschen Eindruck bekommen. So stuft z.B. digitalkamera.de die Bildqualität der LX3 mit der "Schulnote" 3,4, die der HS10 mit 2,5 ein!


 

Vorab-Bemerkung

Der angebliche Käuferwunsch nach kleinen Kameras mit möglichst viel Zoom und MP drängt die Hersteller zu immer schlechterer Bildqualität →Hinweis. Gute Bildqualität setzt nämlich große Sensoren und außerdem lichtstarke Optik (damit hohe ISO-Werte unnötig sind) voraus. Lichtstarke Optik bei Tele ist aber in kleinen Taschenkameras technisch unmöglich. Außerdem erfordern bei kleinen 1/2,3" Sensoren bereits 10MP - beim heutigen Stand der Technik - zwangsläufig Abstriche bei der Bildqualität, besonders natürlich bei hohen ISO-Werten.

Aber die Hersteller liefern nur das, was ihre Käufer haben wollen. Wenn die Käufer auf poppige Farben, Extra-Monitor für Selbstporträts, GPS, unsinnig hohe ISO-Werte und anderen Schnickschnack abfahren und nicht nach Bildqualität fragen, dann sollte man nicht die Hersteller für Fehlentwicklungen verantwortlich machen!

Für mich gibt es folgende Unterpunkte:

Schärfe (Auflösung)
Je mehr MP ein Kamerasensor hat, desto mehr Details kann er theoretisch(!) auflösen. Das setzt aber voraus, dass das Objektiv auch in der Lage ist, so viele Details zu liefern. Sogar viele SLR-Zoom-Objektive haben am Rand nur die Auflösung einer 3MP-Kamera. Und selbst in Bildmitte liefern diese Objektive nur bei bei einer bestimmten Brennweite und Blende eine Auflösung, die heutige Sensoren erwarten.
Schärfe bei 1:1 Betrachtung
Mein Lieblingsmotiv zur Beurteilung der maximal möglichen Auflösung einer Kamera (Sonnenschein, Basis-Empfindlichkeit, Bildmitte) ist dabei das Rathaus in Hannover. Bei 1:1 Betrachtung erwarte ich einen guten Schärfe-Eindruck, keine verwaschenen Konturen. Es ist vielleicht eine Marotte von mir, aber bei der 1:1 Betrachtung zeigt sich, ob ein Hersteller den Bogen überspannt hat und der Sensor zu viele MP (= zu kleine Sensorzelle) hat. Unscharfe Konturen deuten entweder darauf hin, dass das Objektiv gar nicht so viele Details liefern kann, wie der Sensor auflösen könnte oder wegen der winzigen Sensorzellen muss das interne Programm bereits bei Basis-Empfindlichkeit - um das Rauschen zu unterdrücken - Bilddetails wegbügelt. In beiden Fällen wäre die Beschränkung auf weniger MP sinnvoll.
Geringe Schärfe bei 1:1 Betrachtung ist messbar durch den Wert % von max. möglicher Auflösung.

Beurteilt wird bei der 1:1 Betrachtung der subjektive Schärfe-Eindruck der betr. Vergleichsbilder.
Hier ein Beispiel für 1:1 Ausschnitte: Links auf 6MP Fuji 6500; rechts10MP Fuji HS10


Auflösung von Bilddetails

Maßstab für die Beurteilung von Testbildern ist, ob mindestens so viele Details zu erkennen sind, wie bei meiner 12MP Referenzkamera (S100). Dazu werden beide Testbilder z.B. auf 8000x6000 Pixel (48MP) hochgerechnet und dann verglichen. Dieser Test ist für mich ein k.o.-Kriterium. Wenn eine Kamera dabei eindeutig schlechter abschneidet als die S100, dann endet der Test bereits hier und das ist bisher bei allen kleinen 16MP Kamera passiert.
Fast alle Kameras mit APS- und KB-Sensor ab 16MP (und einem  guten Objektiv!) zeigen bei diesem Test natürlich mehr Details als meine Referenzkamera. Die sind allerdings später nur bei extremen Ausschnittvergrößerungen und großen Postern zu sehen. → Mehr Infos
Natürlich zeigt dieser Test nur bei detailreichen Motiven Unterschiede auf. Portraits und Nahaufnahmen von Blumen gelingen auch mit weniger guten Kameras.
Knipser, die ihre 16MP-Kamera auf 5MP einstellen und ihre Bilder nur im Vollformat auf einem PC-Monitor oder gar aus 3 Meter Entfernung auf einem TV-Gerät ansehen, werden die Unterschiede der obigen Bilder gar nicht bemerken. Andererseits ist es übertrieben, wenn man 16MP-Bilder bei 1:1 betrachtet und nach Schwächen sucht. Das mache ich nur bei Kameravergleichen.



Ich erwarte allerdings auf dem Monitor nicht nur bei formatfüllender Betrachtung, sondern auch bei Bildausschnitten noch eine gute Auflösung. Meine (derzeitige) Mindest-Forderung lautet, dass auf meinem HD-Bildschirm (1920 Pixel Breite) ein Hochformatbild, wenn es so vergrößert wird, dass es die volle Breite ausfüllt, nicht an Schärfe verlieren darf. Eine gute 8MP Kamera muss diese Forderung locker erfüllen können, da die schmale Seite der Hochformatbilder 1958 "echte" Pixel hat.


Hochformatfoto und 1920 x 1080 Ausschnitt daraus.
 

Natürlich sollte eine Kamera sowohl bei Weitwinkel, im mittleren Brennweitenbereich und auch bei Tele die obigen Anforderungen erfüllen. Wer - wie ich - überwiegend bei WW fotografiert, kann sich allerdings eher mit schwachen Ergebnissen bei Tele abfinden als ein Tele-Liebhaber. Entsprechende Aussagen zu den Stärken und Schwächen einer Kamera sollte ein Test bieten.


Bildqualität bei schlechter Beleuchtung (Rauschen)
Leider überbewerten viele Testberichte die Ergebnisse der "Rauschmessung". Sie haben keine Bedenken zu vermelden, dass z.B. das Rauschen bei 1600 geringer als bei 100 ISO sei! →Mehr
Solchen Schwachsinn mache ich nicht mit! Für mich zählt die "Bildqualität" (Schärfe, Farbgüte ... und Störpixel) der Testbilder. Was sollen Fotos, die zwar extrem rauscharm sind, bei denen aber (Zitat) "... eine Zahnbürste wie ein Legostein aussieht und Gesichter wächsern wirken".

Durch immer mehr MP auf den kleinen Sensoren liefern sogar bei strahlender Sonne nur wenige Kameras völlig rauschfreien Bilder. Und selbst bei 100 ISO gibt es dabei in den Schattenbereichen oft Probleme (→mehr).


Panasonic LX5                      Casio FH100
Man achte auf die Fensterrahmen!

Bei solchen Kameras gibt es z.B. bei Blitzlichtaufnahmen ein Problem. Sobald der kleine, eingebaute Blitz das Motiv nicht strahlend hell beleuchten kann, tritt auch bei 100 ISO deutliches Rauschen auf (→Beispielbild). Da hilft nur ein starker Zusatzblitz

Ich berücksichtige außerdem die Lichtstärke der Optik. Eine Kamera mit 1:2,0 (LX5) kann noch mit 400 ISO arbeiten wo eine Kamera mit Blende 4,0 bereits 1600 ISO einsetzen muss. Eine kommentarlose Gegenüberstellung von 1600 ISO Aufnahmen beider Kameras wäre unrealistisch. Unter Praxisbedingungen wird eine Kamera mit einer lichtstarken Optik bei schlechter Beleuchtung garantiert bessere Bilder liefern (gleiche Sensor-Generation und -Größe vorausgesetzt).




Randschärfe
Regelmäßige Besucher meiner Website wissen bereits, dass für mich die Randschärfe ein wichtiger Beurteilungspunkt ist. Das liegt zum einen daran, dass - im Gegensatz zu Verzeichnung, Farbsäumen und Randabdunklung die Randschärfe später am PC nicht verbessert werden kann. Außerdem arbeiten viele Kameras fast ausschließlich bei offener Blende und dann ist die Randschärfe immer am schlechtesten.
Wenn bereits bei Vollbildbetrachtung am Bildschirm die Unschärfe aller Ecken erkennbar ist, ist das für mich persönlich ein k.o.-Kriterium. Besonders dann, wenn die Kamera keine Irisblende hat, um durch Abblenden die Schärfe zu erhöhen. Weniger kritische Käufer werden vermutlich solche Unschärfe akzeptieren, da sie ohnehin nur bei wenigen Motiven deutlich wird.
Links ein Ausschnitt der Fuji 6500 (10,7 x Zoom); rechts Sony WX1. Selbst auf einem kleinen 800 x 600 Bild ist die Randunschärfe in der oberen linken Ecke erkennbar.

Die Randschärfe sollte zwar bei allen Brennweiten gut sein, sie ist aber m.E. bei Weitwinkel wichtiger als bei Tele. → Begründung



Verzeichnung
Im Gegensatz zu vielen Testern sehe ich eine Verzeichnung weniger kritisch. Einmal, weil sie  - wenn überhaupt - nur bei Weitwinkel auftritt und dann nur bei den wenigsten Bildern auffällt. Und wenn sie mal stören sollte, dann ist eine Korrektur rel. leicht möglich.
Bei diesem SLR-Objektiv (Samsung 18-55mm) aus einem dkamera.de-Testbericht ist meine Toleranzgrenze aber deutlich überschritten. Bei einer Kompaktkamera würde solche Verzeichnung nicht sichtbar sein, da sie üblicherweise bereits in der Kamera herausgerechnet wird, was bei SLRs (zumindest bei Fremdobjektiven) nicht möglich ist. Das betr. Objektiv ist übrigens auch ein Paradebeispiel für grausige Randunschärfe!



Farbqualität

Z.B. die Farbe der Dachziegel meines Rathausbildes gibt Hinweise auf die Farbqualität.
Die interessantesten Unterschiede zeigen sich aber in der Wiedergabe der Hautfarbe. Dazu mache ich ein Portraitfoto mit beiden Kameras. Dabei hat übrigens bisher keine Kamera meine gute alte F31 übertroffen. Bildbeispiel: F31 links, Leica D-Lux4 (Panasonic LX3) rechts. Andererseits habe ich bisher nur selten "Fehlfarben" festgestellt und dann war es meist ein Problem des Weißabgleichs und nachträglich einfach zu korrigieren (AutoFarbe). Ebenso die "Gelblastigkeit" von manchen Panasonic-Kameras.



Dynamik-Umfang
Wichtig ist für mich auch, wie die Kamera mit großen Helligkeitsunterschieden zurechtkommt. Hat sie auch in den Schattenbereichen genügend "Reserven", sodass auch beim nachträglichen Aufhellen kein Rauschen auftritt? (→Beispiel). Nur dann kann ich es mir erlauben, Fotos mit 1/3 Blende unter zu belichten, um "ausgefressene" Bereiche zu vermeiden. Noch besser ist es, wenn die Kamera eine "intelligente" Belichtung anbietet, die das Rauschen nicht merklich erhöht.



"Real Life" Aufnahmen

Viele Amateure sind nur deshalb von der Bildqualität ihrer Kamera begeistert, weil sie ihre Fotos noch nie mit parallel mit anderen Kameras aufgenommenen Bildern verglichen haben. Nur so kann man aber feststellen, ob die eigenen Kamera wirklich so tolle Fotos macht, wie man glaubt. Das Ergebnis ist manchmal für einen der beiden Kamerabesitzer frustrierend!
Allerdings sind solche Vergleiche nur sinnvoll, wenn die Bilder am großen PC-Monitor betrachtet werden und nicht auf den jeweiligen Kamera-Monitoren. Die sind nämlich oft sehr unterschiedlich! →Beispiel

Hier ein stark reduzierter Bildausschnitt aus direkt nacheinander aufgenommenen Fotos der Casio FH100 und der Panasonic TZ8. Markiert habe ich die auffälligsten Unterschiede. Bei 1:1 Betrachtung sind sie noch viel deutlicher zu erkennen. Das TZ8-Foto ist zwar etwas überbelichtet (beide Kameras waren auf Automatik geschaltet und ohne Blendenkorrektur) aber das darf nicht zu solchen Farbverfälschungen (ganz rechts) führen.



Testberichte von Profis

Um eine Kamera möglichst objektiv zu beurteilen, muss man ein Standard-Testbild benutzen, das auch für alle anderen Kameras verwendet wird. dpreview.com macht das schon lange so, aber erst seit Mai 2011 ist ein Vergleich verschiedener Kameras optimal möglich. Bei der betr. Kamera wird das entsprechende Standard-Testbild ("Compared to ..") aufgerufen und zunächst die interessierende ISO-Einstellung gewählt. Dann können drei Vergleichskameras aus einer Liste ausgewählt werden. Empfehlenswert ist es, "go to full screen mode" (rechts über dem Testbild) anzuklicken. Da sind Breitbildschirme im Vorteil.
Nun kann im Testbild ein beliebiger Ausschnitt angewählt werden. Er wird für alle ausgewählten Kameras in den Feldern gezeigt. Mit festgehaltener rechter Maustaste kann man auf dem Testbild den Ausschnitt verschieben.
Bei solchen Analysen fällt z.B. auf, dass es bei 100 ISO zwischen Kameras mit kleinem Sensor und Systemkameras kaum Unterschiede gibt. Die Fuji HS10 fällt allerdings negativ auf.
Aufschlussreich sind die Batterien unten links. Rauschen und Auflösung werden deutlich sichtbar. Den Auflösungsunterschied zwischen den Kameras sieht man auch am Wochentag auf der Armbanduhr (unten rechts) ... wenn die Randschärfe des verwendeten Objektivs ausreicht.
Aber bereits bei 400 ISO haben kleine Kameras keine Chance mehr gegen moderne Systemkameras mit ihren größeren Sensoren. "Maß aller Dinge" sind Kameras mit Vollformatsensor.

Aber auch bei dkamera.de kann man fündig werden. Die Seite  "Abbildungsleistung" zeigen das, was ich oben beschreibe. Zusätzlich kann auch die Randschärfe und Verzeichnung verglichen werden. Auf der Seite "Bildqualität" kann ein hoher ISO-Wert gewählt und dann die jeweilige Bildqualität beurteilt werden, ähnlich dPreview, aber weniger komfortabel.


Achtung: Bei der letzten Überarbeitung eingefügte Texte sind
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Start dieser Seite. 10.05.2010


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